Friday, December 3, 2010

Best of Blogs - Week 48

PROJECTS



Die Serie Satellites von Jonas Bendiksen muss unter die Klassiker der osteuropäischen Fotoreportage gereiht werden; Magnum hat sie jetzt in sleekem Design und mit mehr und neuem Material online gestellt. Mal abgesehen davon, dass von Bendiksen nur wenig neues auf meinem Radar erscheint (was wirklich schade ist) lohnt es sich, die Serie in ihrer jetzigen Form neu zu entdecken.

Und wem das zu wenig winterlich ist, der reise mit Björn Steinz zum kontinentalenKältepol Russlands. Mir gefallen seine Potraits hier sehr gut, schöne Farbgebung, einfühlsam sind sie auch. Der link führt auf die Panos Seite - hoffentlich stören euch die vielen "Wasserzeichen" nicht. Ansonsten kann man die Bilder und vieles mehr auf Björn Steinz' Seite finden.


Sonst gibt es auch noch eine Serie aus Maramures vom Anzenberger Fotografen Davin Ellicson und seiner Freundin sowie Awkward Age von Dmitry Markov am burn Magazin. Auch zwei gute aus dem Osten.


Und wenn wir schon dabei sind: Da postet der Alex Magedler doch glatt eine Seite die ich schon lange kennen müsste, aber ha! nicht kannte. Kennen müsste ich sie, weil meine Gedanken in eine ganz ähnliche Richtung schweifen, was die Präsentation betrifft, aber in eine andere, was die inhaltliche Seite anbelangt. Das macht aber nichts, ich bin mir sicher, dass viele von euch klasse b/w Reportagen aus diversen Regionen Osteuropas, nämlich The Other Side of Europe schätzen. Was diese Bilder im Vergleich zu den vergangene Woche empfohlenen von Ivor Prickett unterscheidet ist, dass sie die klassische Herangehensweise einer journalistischen Story aufgreifen und durchziehen, mal freier mal strenger.


Ich hab Borut Peterlin am Freitag bei der Portfolio Review kurz getroffen und fand nicht nur seinen Haarschnitt außergewöhnlich sondern auch seine Bilder. Die Serie Flower Power bedient sich einer überraschenden Konvergenz von Zeichen der Macht und Blumen/Pflanzen. Fand ich gut.


Am SZ-Magazin gibt es auch neue Strecken anzusehen; weil ich schon lang nicht mehr dort war, gibt es diesmal zwei Hinweise:

Erstens: Elio Germani ist in Südfrankreich bei einer Verlobungsfeier der Roma zu Besuch.
"Bei diesem symbolischen Übergang vom Kind zum Erwachsenen sind die Minderjährigen ganz auf sich allein gestellt und dürfen alles machen, was sie für notwendig halten, um ihrem lang ersehnten Erwachsensein etwas näher zu kommen." Lustig, insbesondere der shot vom Kind im Cremefarbenen Anzug.

Zweitens: Die Ruhe vor dem Sturm: Thomas Prior hat diesen Strand in der Einflugsschneise eines Flughafens irgendwo in der Karibik fotografiert: "Die Winde, die dann entstehen, sind über 200 km/h schnell und sehr heiß. Sand und kleine Steine fliegen herum und prasseln auf die Haut." Sieh man auf vielen Bildern sehr gut. Die Serie Jet Airliner von Josef Hoflehner ist auch dort entstanden, sieht aber ganz anders aus; von daher kann man die beiden Arbeiten gerne kontrastieren.

Und wenn wir schon bei Zeitungsserien sind: Modelshows, fashionshos etc. sind ja eher nicht so mein Fall, fotografisch bedienen sie eher den Voyeurismus und ja, die Lust drauf fesche Mädels zu sehen; sie sind halt ein wenig kurzatmig. Anders die Serie über zwei verschienede Miss Wahlen in Kolumbien auf der Seite der NYT. Um zwei soziale Schichten zu kontrastieren un damit ein Land zu charakterisieren, dessen PopKultur sich nicht zuletzt in seinen MissWahlen auslebt find ich das eine besonders schlaue Konzeption. Selber sehen, und zwar hier.

Noch eins: Mich fasziniert ja der Zufall in der Fotografie. Und wie es der Zufall will postet die Elisabeth letztens einen tumblr blog, auf dem jemand die Besten Szenen aus Google StreetView rausschneidet - Zufallsstreets, sehr gut.

PHOTOGRAPHERS




Und dann schreibt mir der Alex ein mail und fragt mich ob ich den Georges Georgiu kenne. Ja sage ich, aber in Wirklichkeit kenn ich nur sein Projekt "Fault Lines". Dabei hat er viele gute Projekte auf seiner Seite, und zwar, jetzt kommts, solche, bei denen die Bildsprache und die dahinterliegenden Konzepte ansprechend sind.
Über seine Serie Transit Ukraine schreibt er "As the country is going through a transition or a method of transit from one system to another, I thought it would be appropriate to play on this notion of transit by moving through the country on public transport [...]" Ja, so kann man das machen find ich. Und vor allem kann man das machen, weil öffentliche Verkehrsmittel in der Ukraine ansprechende Bilder hergeben.

So sehr ich mich auch über Rainer Iglars feedback am vergangenen Freitag geärgert hab im ersten Moment, so sehr muss ich ihm recht geben: Denn während alle anderen kein Problem damit hatten, dass die Österreicherbilder aus einer fotografischen Sichtweise ganz sicher nicht hervorragend sind, sondern die Überlegungen gut fanden, die zu einer Beliebigkeit im Bildausschnitt geführt haben, so tief ging seine Kritik am Einzelbild. Du kannst mich gern haben dachte ich, ums Einzelbild geht es nicht bei diesem Projekt. Aber mit einem Argument hatte er ganz recht: Du bist ein Fotograf, und als solcher hast du dich auch zu verhalten, als solcher hast du gute Einzelbilder zu machen, und nicht die Beliebigkeit zu zelebrieren. Eine Position, die ich auch nachvollziehen kann [grummel] Ja, und da ist der George Georgiu halt stark. Auch Turks 1 und 2 find ich in dieser Perspektive gelungen, wenn er sagt, er möchte die Menschen fotografieren, wie sie ihren eigenen Weg machen, unbeeindruckt von der Umgebung. Das hat schon fast was amerikanisches, dieser Individualismus in der Portraitfotografie und erinnert nicht umsonst an Philip Lorca DiCorcia und seine eh bekannten "Heads" aus dem Jahr 2000. Und wenn ihr schon auf seiner Seite seid, dann seht auch unbedingt das Georgien Projekt an; ein abgehängtes Schwein auf einem Kleiderständer? wtf!


Auch in diese Kategorie (obwohl ich seine Arbeiten noch höher schätze) ist Paolo Woods. Kennt wahrscheinlich auch jeder, man sollte den link auf ihn aber auch als Einladung sehen, seine Arbeiten wiederzuentdecken. Die Serie über die Chinesen in Afrika ist einfach das Beste was dokumentarische Fotografie im Moment zu bieten hat, denn sie verlässt sich auf die visuelle Erscheinung die überraschend und super fotografiert daherkommt und erzählt im Hintergrund auch noch eine Geschichte. So geht das. Die Chinesen kannte ich gut, deshalb sei auch die Serie über Afghanistan ans Herz gelegt - der Hügel voller Gräber die aussehen als wären sie Hautausschlag; die Drachensteigenden kids am pool, kombiniert mit der Geschichte des Pools; der Hundekampf, die Marihuanamenschen etc. Und wenn amn schon dort ist sollte man sich auch den zweiten Teil des Projekts American Chaos über den Irak ansehen.


Zwei Spitzenfotografen reichen für eine Woche find ich.

Pieter Wisse findet das nicht und liefert seit einigen Monaten jeden Tag einen Spitzenfotografen frei Haus, und zwar auf seinem Blog 500photographers. Es ist ein wenig überraschend, wieviel Erfolg er damit hat, denn mmn. gibt es sowas ja schon längst. Hat wohl was mit der Zahlenmagie zu tun. Und ganz sicher auch mit der Art und Weise wie er das macht, nämlich gut recherchiert, jedesmal mit einigen Bildbeispielen, einem Text, Videos usw. Wer den blog noch nicht kennt sollte den feed abonnieren, so wie es bei google reader bereits knapp 3.000 andere gemacht haben. Nur zum Vergleich: der große Jörg Colberg bringt es in dieser Statistik auf 2.100 - also Hut ab.

Sowas beschränkt sich halt immer auf jene FotografInenn, die im Internet präsent sind; gerade in der KunstSzene fallen da viele durch das Aufmerksamkeitraster, weil ihre Bilder nur verstreut irgendwo herumliegen, wenn überhaupt. Man kann sicher seine Vorbehalte haben gegen die Präsentation von Bildern im web, zuallererst halt die Oberflächlichkeit in der Betrachtung, die das Medium mit sich bringt, und die eine tiefergehende Auseinandersetzung schwierig macht. Bei vielen anderen liegt es auch einfach daran, dass sie bereits tot sind. Da ist eine Seite wie MadeInPhoto sehr willkomen, denn hier gibt es viele Fotografen, die sonst nur schwer auffindbar sind, z.B. einer meiner all time favorites Guy Bourdin. Super Seite. Anschauen und Zeit mitbringen.

READ




Vorsicht pdf: A.D.Coleman schreibt vor knapp 10 Jahren über die Art und Weise wie fotojournalismus im neuen Jahrtausend funktionieren wird, und er hatte nicht unrecht, im Gegenteil. Klar, hier klingt das alles recht einfach, aber, der Weg zum Erfolg führt in erster Linie über ein gutes Prortfolio. Also umgekehrt: Networking führt ins Leere wenn man nichts herausragendes anzubieten hat. Ich glaub nicht dass mittelmßige Bilder ihren Weg ins Herz der ArtCowd finden, wenn sie supersleek präsentiert werden; gleichzeitig kann ich mir nicht vorstellen, dass herausragende Serien durch eine eher mittelmäßige Produktion so abgewertet werden, dass sie nicht ziehen. Aber irgendwie bin ich mir da auch nicht ganz sicher.

Letzte Woche gab es noch ein Interview mit dem StonerFavoriten und wirklich ganz untypischen Magnum Member Antoine D'Agata am Vice Magazin. Find ich gut, dass da mal jemand aufsteht und sagt, ihr Kunststreber könnt mich alle gern haben, ich mach mich zu mach mich geil und dann Sex und ein paar Bilder. Außerdem weiß ich jetzt, wo es in Asien interessant ist, Google Books und den gesammelten Lonely Planets dort sei Dank.


Vorsicht pdf: Timm Starl, der Mitbegründer des Magazins: "Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie" bietet auf siener Seite einen historischen Abriss der Wolkenfotografie zum Download an. Kann man lesen.

schönes Wochenende, fr.


PS: ein lustiges hab ich noch, leider kennen es jetzt eh schon alle, weil es gestern zum facebook hit mutiert ist:
Kim Jong Il schaut sich Dinge an. Ich glaub das Konzept hat Potenzial.


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