Tuesday, April 26, 2011


Best Of Blogs - 05/2011

Das Wichtige



Dass die Karwoche für den internationalen Fotojournalismus eine schwarze war, wissen die meisten Leser des blogs bestimmt. Tim Hetherington ist tot. Wenn einer der bedeutensten weil innovativsten Kriegsfotografen seiner Generation bei einem Arbeitsunfall verstirbt ist das einfach nur traurig. Seinen ebenfalls verstorbenen Kollegen Chris Hondros kannte ich nicht - sein Tod ist natürlich ebenso tragisch. Der fleißige Mikko Takkunen hat auf seinem blog eine Sammlung von Nachrufen und Würdigungen versammelt.

Mit schweren Verletzungen davon kam neben zwei weiteren Fotografen der junge Guy Martin. Der fiel mir das erste Mal mit seiner Serie über die palästinensische Jugend in Ramallah auf. Sehr gelungen und sehenswert das Ganze - nicht nur wenn man die Plätze selber kennt... Interessant ist auch, wie sich die Diskussion um den Heroismus des Kriegsfotografen am NYT Lens blog entspinnt. Unter dem eh schon alles sagenden Titel "Guy Martin becomes a veteran" werden da seine Fotofreunde interviewed. Könnte man lesen, insbesondere die Kommentare, in denen sich die zitierten ebenfalls zu Wort melden. Dominic Nahrs statement mit der Kriegs-Familie fand ich dabei gar nicht so skandalös wie das einige Poster darstellen - insb. die Metapher mit dem Familienurlaub fand ich der Abseitigkeit des Berufsbildes angemessen.

Das Andere



Eine schöne und auch zu den Kriegs und Krisenbildern passende Seite ist der blog Iconic Photos - und zwar in erster Linie, weil die Geschichten zu den Bildern interesant und gut recherchiert sind. Vieles weiß man, vieles nicht.

Bei Magnum in Motion war ich auch wieder mal, und da stolperte ich über den Essay Hard Choices von Larry Towell. Es geht um die große Masse an Pensionspleitiers in den USA. Eines der rührendsten Phänomene der Wirtschaftskrise.

Auch bei MiM fand ich den Essay über die Grime Kultur in England. Super: Innercity Youth von Simon Wheatley

Und wenn wir schon bei Jugendkultur sind: at the show war mal einer meiner Lieblingsblogs, geflashte b/w Fotografie von Hardcore Konzerten in Wien. Den blog gibts nimmer, das Ganze ist jetzt ein flickr set, was das durchschauen auch nicht einfacher macht, aber trotzdem. Besonders geil fand ich da immer diese shoutalong fotos in der ersten Reihe.... Ach ja die Jugend. DATUM übernehmen Sie.

Etwas ruhiger gehts Hin Chua an; der fotografiert die Outskirts weltweit, mit man halte sich fest, einer Mittelformatkamera wie der NYT Lens blog erstaunt vermeldete. Der traut sich was. Die Bilder sind schön. Auch schön und sogar mit Großformat aufgenommen sind die Bilder die Ruinen Detroits von Marchand & Meffre. Ich wusste zwar dass die Stadt ziemlich fertig ist, aber dass das solche Ausmße annimmt....

Auch sehr gelungen sind die Bilder von Clemens Bechmann - der links geht auf die Puffs, pardon, Clubs in Spanien. Mir geht hier ein bisschen der Hintergrund ab, von wegen Menschenhandel und so - den kann und soll man sich bei Florian Klenk und seinem neuen Buch Früher war hier das Ende der Welt holen. Dort gibt es auch massenhaft Inspiration für Dokumentarfotografen.

Dokumentarisch gehts auch Kees Muizelaar an, in seinem Projekt über die Trucker namens weg/gone. Sehr gute Serie.
Ebenfalls eine Art Roadmovie gibt es von Eckersley / Shield, nämlich über den Highway 80, der ein stiefmütterliches Dasein fristet im Schatten der Route 66. Schön auch das Bild im Essay von Prada Marfa.

Den Voyeur in mir bedienen die Bilder von Andrej Krementschouk über das Haus der Trinker. Wer Viksraitis mag, mag auch Krementschouk. Und wer Krementschouk mag, mag auch die Szenen, die Vladimir Vasilev in den bulgarischen Betonbunkerlandschaften eingefangen hat. Wenn die nicht so stark bearbeitet wären, und dadurch ein bisserl überpathetisch daherkommen... na egal, soll man sich anschaun, ich find sie sehr witzig und gut.

Einen schönen Kontrast dazu bietet die Seite von Ryan McGinley, wo ich schon ewig nicht mehr zu Besuch war. Hat mir aber wieder gefallen. Auch ein Kontrast: Martin Parr hat neue Bilder auf seiner Seite. Die Winterpolobilder aus St. Moritz sind sicher ein highlight.

Paul Kranzler hat ein Musikvideo für die Sugarplum Fairies gemacht, und darin erwachen drei der für mich ikonischsten Bilder aus seinem aktuellen Buch Brut zum Leben. Extrem spannend, wenn man die Ausgangsbilder kennt, insbesondere die Person, die im Ehebett eine Mauer eingezogen hat.

Wer schon mal Bilder von Menschen in Bussen/Zügen/Strassenbahnen/Fähren/oder anderen Warteorten gemacht hat, sollte diesen Artikel einer Gastdozentin an der Uni Wien in der NZZ lesen.

Und sonst? Sonst ist endlich bewiesen was ich schon seit den Lugners wusste, nämlich dass Fremdschämen körperliche Schmerzen verursacht.

Schöne Woche,

lgfr.

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