Postkarten

Marokko hat uns gut gefallen. Bis auf Fez, das war eine Frechheit. Ich bin in meinem Leben noch nie so genervt worden, von Verkäufern, die etwas anzubieten hatten, und allen möglichen anderen Männern, die nichts anzubieten hatten außer ihrer reinen Präsenz. Ich war wirklich grantig am letzten Tag. Da war es passend, dass von irgendeinem Fotografen ausgemusterte Souvenirbilder als Postkarten verkauft wurden. Hab ich dann gekauft und verschickt (in Österreich dann). Ein kleine Auswahl:

Resi aus Leoben will gar nimmer hinschauen, zu den Taschen, den Teppichen, dem Kunsthandwerk. Sie hat Angst, gleich wieder angesprochen zu werden, und auf einen the a la menthe in ein dunkles Geschäftslokal gezerrt zu werden. Resi will nichts mehr kaufen, neinneinnein. Und wenn man nichts sieht, denkt sie sich, wird man auch nicht gesehen.

Das sind Gerti und Hans aus Vöcklabruck. Gerti lässt Vorsicht walten und trägt deshalb ihre Tasche vor dem Bauch. Ihr Geld hat sie aber ohnehin im Hüftgurt, sicher ist sicher. Hans hingegen ist sauer weil er seit Tagen kein Bier bekommen hat. In der Medina sei das verboten hat man ihm beschieden. Das wurmt ihn ein bisschen.

Das ist Melanie aus Graz. Sie trainiert in Fez zusammen mit ihrer Freundin Carmen für den Grazmarathon. Carmen ist ein bisschen schneller als Melanie, deshalb ist sie nur halb im Bild. Beide Damen sind guter Dinge dass sich ihr Training in der Hitze Marokkos gut auf die zu erlaufende Zeit auswirken wird.

Hoppala! denkt sich Horst, während Michael daherschnauft, da ist ja ein Esel! Er freut sich dass er so einen alten Vertrauten mitten in der Exotik findet. Es stört ihn ein bisserl dass der Esel aussieht wie ein Christbaum, dennoch ist Horst froh. Erwin würde ich ihn nennen, denkt sich Horst, Erwin der Esel.

Grete hat den Mund voll. Sie hat gerade einen großen Bissen von Mohameds Brezel genommen. Als sie gerade herzhaft zubeisst merkt sie, dass das gar keine Brezel sondern Töpferware ist. Sie ist froh dass sie schon seit Jahren keine echten Zähne mehr im Mund hat, gleichzeitig weiß sie, dass der nächste Zahnarztbesuch teuer wird. Abends im Hotelzimmer weint sie ein bisschen. Ihr Mann Herrman tröstet sie dann.

Während sich Abdel (rechts im Bild) in den Schlafrock seiner Frau schneuzt, sind Renate und Adelheid ganz angetan. Und zwar von dem kleinen Jungen, der am Boden sitzend ein Muster in die Kupferdose hämmert. Fleißig der KLeine befindet Heidi, hoch begabt meint Adelheid. Der kleine Junge würde lieber in die Schule gehen, leider sind aber Ferien.

Hansi (von Johanna) ist auf der Suche nach zwei der drei heiligen Könige (links unten im Bild) oder einem Mexikaner (rechts unten) Sie hat beide noch nicht gefunden. Barbara (hinter ihr) hat die Suche schon aufgegeben, und widmet sich eher dem Kunsthandwerk. Fatima (neben Hansi) hingegen hat gerade den Propheten gesehen.

Das ist Sigrid aus Stinatz. Sie kennt sich noch nicht so gut aus im arabischen Raum, und dachte dass ein rotes Top mit rotem Lippenstift garniert bestimmt toll ankommt. Sie hat sich dann ein wenig gewundert, dass alle Frauen gekleidet sind wie Herta (rechts im Bild). Sie, Sigrid, schämt sich in bisschen.

Das ist Hans aus Graz. Hans fühlt sich schon den ganzen Tag ein wenig unwohl, und sein kleines Aufstoßen riecht schwefelig. Das ist ihm ein wenig peinlich, und er nimmt sich vor, keine Tajine vom Verkäufer am Strassenrand mehr zu essen. Dennoch freut er sich auf den heutigen Besuch im Souk. Er hat sogar an siene Lesebrille gedacht, auf das er die Qualität der feilgebotenen Teppiche sofort überprüfen kann.