Thursday, November 18, 2010

best of blogs - week 46

Das Highlight meiner Woche war zwar bestimmt Paul Kranzlers Präsentation seiner drei Bücher (inklusive der Neuerscheinung "Brut") bei FotoK - danke Uli für den Hinweis.

Im Netz gab es aber auch einiges zu sehen:

DOCWORKS




Die Abschlussarbeiten der Joop Swart Masterclass sind online. Besondere Highlights kommen von den üblichen Verdächtigen, aber auch neue Positionen sind vertreten:

Dominic Nahrs Pwani Kwa Bahari nimmt den gegenwärtigen Essayismus in der dokumentarischen Fotografie ernst und setzt ihn in beeindruckender Weise um. Magnum schreibt dazu:

"Dominic Nahr sought a way to convey a feeling, a dreamlike walk where ocean and people meet. The coast of East Africa has a relationship with a range of cultures that goes back thousands of years. Place and people merge, both persisting in their own way among the ruins of their past and the everlasting waves. Dominic looked for images and moments that did not identify too much, but rather moved through the mood of the people and the ocean waters." Quelle

Sehr poetisch und feminin fand ich die Serie Everybody Knows this is Nowhere von Andrea Gjestvang Sie fotografierte Teenager in Finland, einfühlsam, eingebettet in ihre Umgebung. Eine Entdeckung.

Entdeckt hab ich auch, dass es eine weitere Serie mit demselben Namen gibt, die allerdings von Matt Lutton stammt, in Serbien aufgenommen wurde und formal konträr und inhaltlich anders als Gjestvangs Serie ist:
Everybody knows... von Matt Lutton


TALK & READ




Robert Storr, seines Zeichens immerhin Kurator des MOMA und Dekan in Yale spricht in diesem Interview recht offen über den Stand der Kunstkritik. Zitat:
"Between scholastic wool spinning and career driven opportunism in the academy on the one hand, and flat out corruption by the power of money and publicity in the commercial sector on the other, criticism is at its lowest ebb in memory." Das ganze Gespräch gibts unter obigem link auf James Pomerantz blog.


Antonin Kratochvil schreibt hier (vor fast 10 Jahren) über den Unterschied zwischen Fotojournalismus und (sg. künstlerischer) Dokumentarfotografie. Zitat: "Photojournalism—in its instant shot and transmission—doesn’t show 'life'. It neither has the time to understand it nor the space to display its complexity." - Agree.
[Quelle]


Donald Weber löst mit seinen neuen Bildern, die er in der Ukraine während Polizeiverhören von den Verhörten aufgenommen hat, eine blog Diskussion aus: Im Gespräch mit Colin Pantall sagt er:
"The work formed in this manner because I was not interested in the physical violence, but the psychological violence that we as humans seem to have a special affinity for."
Ein besonders langes Interview mit dem VII Fotografen Weber haben die Burschen von dva photo vor 2 Jahren geführt. Lesen.
Die Bilder der Serie "Interrogations" gibt es hier.


ZINES




Eine kleine Durchklickerei brachte mich auf ein mir bislang nicht bekanntes Online Magazin für jungen Fotojournalismus aus Deutschland - das emerge mag. Wie es der Zufall will handelt die letzte dort publizierte Story vom Kazantip Festival, wo ich heuter ja eigentlich auch hinwollte. Macht nichts, der Fotograf Jan Windszus war dort, hat seinen Job sehr gut gemacht, und die Serie gibts unter obigem Link oder direkt auf Jan Windszus Site - "White Nights" heißt sie. Drogen, Nackte und ein bisserl fertig schauen alle aus.

Das Deep Sleep Magazin hat eine neue Ausgabe , und die hat das Überthema: The Sea. Danke Stefan Fuertbauer fürs drauf hinweisen. Wers noch nicht kennt kann sich hier Black Sea of Concrete von Rafal Milach anschaun. Oder die super schöne Serie übers schwarze Meer von Vanessa Winship ; der link führt auf ihre eigene Seite, weil die Serie dort umfangreicher ist.

Peter Feldhaus hat am Sonic Blog eine schöne Übersicht über das deutsche Fotobuch, also über Lebensfotografien (nicht die Bechers et.al.) aus Deutschland geschrieben. Find ich sehr informativ, davon kannte ich vieles nicht.


SHORTLISTS & AWARDS




Die Shortlist des renommierten Prix Pictet ist online. Groß sind die versammelten Namen, und durchgehend hoch die Qualität der eingereichten Arbeiten. Pieter Hugo nimmt mit seiner Serie über den Agbogbloshie Market teil, und bei Prison Photography gibt es einen interessanten Vergleich zwischen Hugos Serie und jener eines afrikanischen Photojournalisten zum selben Thema - ein Thema das im Übrigen auch von DerPresse im Rahmen ihres Reporter09 behandelt wurde. Leider find ich grad keinen link zur Presse.


Die International Photography Awards wurden auch wieder vergeben, in ca. 350 verschiedenen Kategorien: ipa Awards
Hier jemanden besonders hervorzuheben ist etwas schwierig, aber der Ostkreuzler Julian Röder kommt mit seiner Serie "Lagos Transformation" momentan oft vor. Seinen Einstand in der internationalen Fotoszene feierte er mit dem Langzeitprojekt The Summits, mit Lagos Transformation legt er aber stark nach. Was mir bei ihm sehr gut gefällt ist der sozialdokumentarische Hintergrund seiner Architekturaufnahmen. Eine ganz ähnliche Herangehensweise wie sie auch der weiter unten erwähnte Eric Lusito wählt.


Weil die Marketingmaschinerie mit neuen Namen gefüttert werden will, hat auch HeyHotShot wieder einmal Portfoliopreise vergeben, und die waren besser dotiert als je zuvor.
Besonders gefallen hat mir die Serie von Amy Stevens, was zum einen an meinem Hang zu exaltierten Farb- und Formkombinationen als auch an meiner zunehmenden Faszination der Verschränkung von Skulptur und Fotografie liegt.
Die Serie könnte man zusammenfassen mit: "Amy bäckt und dekoriert." Jemand aus der Ukraine könnte es nicht besser. Aus dem Artist Statement:
"Cakes are the centerpieces of celebrations and symbolic trophies evoking nostalgia and awe. [...] I am commentating on not only cake itself as a rich cultural symbol, but of the domestic fantasy world of contemporary home decorating and cooking magazines and television shows. It's a fantasy world where entertaining, cooking and decorating unite. It's a place where one needs to have a beautiful home, decorated seasonally, in order to entertain friends with gourmet meals and elaborately concocted desserts. Am betsen ihr schaut euch die Serie Confections selber an. Ich würd fast wetten, dass sie in der nächsten von Martin Parr kuratierten Ausstellung hängt.


Der College Photographer of the Year Preis wurde auch wieder vergeben und die Gewinnerin ist Rachel Mummey. In ihrem Portfolio fand ich besonders die Serie "South East Iowa City" gut, deshalb führt der link auch direkt dort hin.


Den letzte Woche vorgestellten Magnum Expression Award hat Yvonne Venegas mit ihrer Doku über eine der reichsten Familien Mexikos gewonnen. Wie könnte es auch anders sein mit (schon wieder) Martin Parr in der Jury - die Wahl (sowie die shortlist) entfacht im Übrigen keine Begeisterungsstürme.


PHOTOGRAPHERS




Der Franzose Eric Lusito hat die Portfolio Review in Kaunas gewonnen. Wenn man um die hohe Qualität und den Stellenwert der Fotografie im Baltikum weiß, dann muss man gespannt sein, was der Gewinner so macht. Gewonnen hat also eine Serie über die Hinterlassenschaften der UDSSR, also wieder: Osten. Aber was für eine Serie. Tolle Architekturfotografie, sehr gut gewählte Orte, ein lange Reise, auf den Punkt gebrachte Texte. Richtig gute Dokumentarfotografie. Wer möchte wie ich ein close up von dieser Wand sehen? Das dazugehörige Buch gibts im Übrigen bei Thalia zu kaufen.

Solltet ihr nur einer meiner Empfehlungen folgen wollen, dann sollte es diese sein, denn
die (Wieder)Entdeckung der Woche war für mich sicher Aaron Huey. Der Abenteurer und Fotograf fotografiert während er wandern geht für die größten Magazine weltweit. Und wandern geht er oft, und lang. Von ihm ist so ziemlich alles zu empfehlen, am besten gefiel mir aber die Amerika Serie (weil sie so vielschichtig ist) und sein blog (wo es auch Bikinimädchen gibt) - auf seiner Seite könnte man Stunden verbringen.


MISC




Sollte es jemanden interessieren, wie hoch die Preise für zeitgenössische Fotografie aus Österreich sind, klicke man auf folgenden link der zur Westlicht Photographica Auktion führt. Auffällig ist, das sowohl Startpreis als auch Schätzwert von Timotheus Tomiceks (und heut schreib ich ihn richtig) Bildern deutlich über allen anderen liegen.

Abschließend noch ein Link zu einem Artikel im Wirtschaftsblatt, der die wirklich schwierige Lage für Österreichs Jungfotografen beschreibt: Mit einem Klick zur Herbstdepression.



also dann, lgfr.

0 comments:

Label Cloud

Blog Archive

contact

e-mail me at florainer[at]gmx.at

about

frames is Florian Rainer's personal collection of photographs, photography related webtipps and writings. frames is focussing on documentary and artistic strategies in photography.

  © Blogger template 'The Pattern' by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP